Weltberühmter Komponist

Gustav Mahler wird in der Musikfachliteratur als Vertreter der Spätromantik und der große Symphoniker der Jahrhundertwende angesehen, der den Übergang zum 20. Jahrhundert ermöglichte. Den Schwerpunkt seines Werks bilden neun vollendete Symphonien, die vokalsymphonische Komposition Das Lied von der Erde und eine Reihe von Liederzyklen. Es ist ein Paradox, dass er, obwohl er sich sein Leben lang dem Dirigieren von Opern widmete (ironisch könnte man meinen, vielleicht gerade deshalb), selbst keine Oper (mit der Ausnahme von Versuchen in seiner Jugend, die nicht erhalten blieben) komponierte.

Gustav Mahler begann bereits in seiner Kindheit zu komponieren. Wahrscheinlich im Jahre 1866 schuf er eine Polka für Klavier „im Auftrag“ seiner Mutter und das Lied Die Türken haben schöne Töchter „im Auftrag“ seines Vaters. Im Sommer 1875 entstand in Jihlava die Idee, die Oper Herzog Ernst von Schwaben zu dem Text seines Mitschülers Josef Steiner zu komponieren. Kurz davor starb Gustavs Bruder Arnošt – es ist also möglich, dass sich Gustav Mahler mit dem Stoff auf den Tod des Bruders bezieht. Seinen zweiten Opernversuch, der ebenfalls nicht erhalten ist, stellte die Oper Die Argonauten (1877–78) dar, komponiert zu einem Text von Gustav Mahler und Josef Steiner nach Franz Grillparzer. Unvollendet und nicht erhalten blieb ebenfalls die Oper Rübezahl (1879–1883).

1876 gewann Gustav Mahler den ersten Preis im Fach „Komposition“ auf dem Wiener Konservatorium für den ersten Satz eines Klavierquartetts. Es könnte sich um das Klavierquartett a-Moll handeln, das 1876 in Wien entstand. Dieses Werk führte er vermutlich auch bei dem Konzert in Jihlava am 12. September 1876 auf. Bei einem weiteren erfolgreichen Konzert in Jihlava am 31. Juli 1876 führte er sein Werk, Sonate für Bratsche und Klavier, auf.

Symphonien

Symphonie Nr. 1 D-Dur „Titan“ (1888) für großes Orchester

Mahler selbst nannte die Symphonie „Titan“, später wich er von diesem Titel zurück. Der Titel „Titan“ könnte sich auf den Roman von Jean Paul beziehen, was jedoch nie mit Sicherheit nachgewiesen wurde.

Uraufführung: Budapest, 20. November 1889 unter der Leitung des Autors.

Symphonie Nr. 2 c-Moll „Die Auferstehung“ (1894) für Sopran- und Altsolo und gemischten Chor

Text: Ludwig Achim von Arnim und Clemens Brentano „Urlicht“; aus der Sammlung Des Knaben Wunderhorn; Friedrich Klopstock „Die Auferstehung“, in der Überarbeitung von Gustav Mahler Uraufführung: Berlin, 13. Dezember 1895 unter der Leitung des Autors.

Symphonie Nr. 3 d-Moll „Ein Sommermittagstraum“ (1896) für Altsolo, Frauen- und Kinderchor

Text: Friedrich Nietzsche, unter anderem Also sprach Zarathustra. Ein Buch für alle und keinen; Ludwig Achim von Armin und Clemens Brentano aus der Sammlung Des Knaben Wunderhorn.

Uraufführung: Krefeld, 9. Juni 1902 unter der Leitung des Autors.

Symphonie Nr. 4 G-Dur (1900) für Sopransolo

Text: Ludwig Achim von Armin und Clemens Brentano aus der Sammlung Des Knaben Wunderhorn.

Uraufführung: München, 25. November 1901 unter der Leitung des Autors.

Symphonie Nr. 5 cis-Moll (1902) für großes Orchester

Uraufführung: Köln am Rhein, 18. Oktober 1904 unter der Leitung des Autors.

Symphonie Nr. 6 a-Moll „Die Tragische“ (1904) für großes Orchester

Uraufführung: Essen, 27. Mai 1906 unter der Leitung des Autors.

Symphonie Nr. 7 e-Moll (1905) für großes Orchester

Uraufführung: Praha, 19. September 1908 unter der Leitung des Autors.

1908 fand vom Mai bis September in Prag die Jubiläumsausstellung der Prager Handels- und Industriekammer statt, die das 60-jährige Jubiläum der Herrschaft von Franz Josef I. feierte. Im Zusammenhang mit der Ausstellung besuchte Mahler Prag bereits im Mai 1908, als er am 23. Mai das erste philharmonische Konzert des Ausstellungsorchesters dirigierte. Nach bisherigen Angaben in der Literatur sowie auch nach der erhaltenen Korrespondenz entstand angeblich nach diesem Konzert die Idee, auf dem letzten Konzert der Jubiläumsausstellung die Weltpremiere der Siebten Symphonie aufzuführen. Ausschlaggebend waren hier zwei Faktoren: einerseits musste der Komponist und gleichzeitig Dirigent des hiesigen Orchesters zufrieden sein, andererseits musste dem Prestige der Ausstellung insgesamt Genüge getan werden. Die Premiere der Symphonie erklang am Samstag, den 19. September um 19 Uhr in Prag. Die Jubiläumsausstellung und die Tschechische Philharmonie als Teil des Ausstellungsorchesters schrieben sich also in die Musikgeschichte ein.

(In: ŠTILEC, J.: Světová premiéra Sedmé symfonie Gustava Mahlera. Rudolfinum Revue VIII/1 2008/2009).

Symphonie Nr. 8 Es-Dur (1906) für drei Sopran- und zwei Altsoli, Tenor-, Bariton- und Basssolo, Knabenchor, zwei gemischte Chöre und großes Orchester. 

Text: Teil I: Rabanus Mauru Magnetintius, Hymnus Veni creatro spiritus. Teil II: Johann Wolfgang Goethe, Faust, zweiter Teil der Tragödie.

Uraufführung: München, 12. September 1910 unter der Leitung des Autors.

Die Symphonie wird auch „Symphonie der Tausend“ genannt; dieser Titel stammt jedoch nicht von Mahler, sondern von dem Konzertveranstalter Emil Gutman, der ihr angesichts der großen Zahl von Musikern, die zu ihrer Aufführung benötigt wurde, diesen Beinamen gab. Die Symphonie widmete Mahler seiner Frau Alma Mahler. Die Uraufführung der Symphonie, ebenso wie weitere Aufführungen in den kommenden Tagen war sehr erfolgreich. Die Symphonie Nr. 8 ist auch die letzte Symphonie, die Mahler zu seiner Lebzeiten aufführen konnte. 

Zwei weitere Werke, die Mahler noch vollendete, wurden der Öffentlichkeit erst nach seinem Tode vorgestellt.

Das Lied von der Erde (1908). Symphonie für Tenor- und Altstimme (oder Bariton) und großes Orchester.

Text: Hans Bethge, Die Chinesische Flöte, Nachdichtung von chinesischen Gedichten.

Uraufführung: München, 20. November 1911 unter der Leitung von Bruno Walter.

Symphonie Nr. 9 D-Dur (1909) für großes Orchester

Uraufführung: Wien, 26. Juni 1912 unter der Leitung von Bruno Walter.

Symphonie Nr. 10 Fis-Dur (1910) blieb unvollendet.

Aufgeführt wurden der erste Satz Adagio und der dritte Satz Purgatorio: Wien, 12. Oktober 1912 unter der Leitung von Franz Schalk.

Kantate

Das klagende Lied (1880, überarbeitet 1893 und 1898) für Sopran-, Alt- und Tenorsolo, gemischten Chor und Orchester. 

Der Text von Gustav Mahler basiert auf dem Märchen “Das klagende Lied” von Ludwig Bechstein.

Uraufführung: Wien, 17. Februar 1901 (in der überarbeiteten Version ohne den ersten Teil) unter der Leitung des Autors.

Lieder unter der Begleitung von Klavier oder Orchester

Drei Lieder für Tenorstimme und Klavier (1880)

Text: Gustav Mahler

Fünf Lieder und Gesänge für eine Singstimme und Klavier (1880–1887)

Text: Richard Leander, Gustav Mahler, Tirso de Molina.

Lieder eines fahrenden Gesellen für Singstimme und Klavier (1883–1885), beziehungsweise Singstimme und Orchester (1893–1896)

Text: Gustav Mahler

Neun Lieder und Gesänge aus Des Knaben Wunderhorn nach Texten aus der gleichnamigen Gedichtsammlung von Clemens Brentano und Achim von Arnim für Singstimme und Klavier (1887–1890)

Fünfzehn Lieder, Humoresken und Balladen aus Des Knaben Wunderhorn nach Texten aus der gleichnamigen Gedichtsammlung von Clemens Brentano und Achim von Arnim mit Orchesterbzw. Klavierbegleitung (1892–1898).

Rückert-Lieder (1901/02)

Fünf Lieder, davon vier existieren außer in der Version für Klavier auch in der Version für Orchester vom Autor.

Kindertotenlieder (1901–1904)

Fünf Lieder für Mezzosopran/Bariton und Orchester. Es existiert ebenfalls eine Version für Singstimme und Klavier.

Text: Friedrich Rückert