Häuser Nr. 4 und 6 in der Straße Znojemská
Marie und Bernard Mahler zogen mit ihrem Sohn Gustav im Herbst 1860 von Kaliště bei Humpolec nach Iglau. Sie ließen sich im ersten Obergeschoss des Mietshauses Nr. 265 in der Straße Brtnická Nr. 265 (das jetzige Haus Nr. 4 in der Straße Znojemská) nieder. Die Anfänge dieses Bürgerhauses können bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Während des klassizistischen Umbaus wurde das Haus um ein zweites Obergeschoss aufgestockt und mit einer historisierenden Fassade versehen. Im Jahr 1861 eröffnete Bernard Mahler im Erdgeschoss einen Ausschank und widmete sich der Herstellung von Schnaps, süßen Likören und Rosoglio.
Dank der günstigen Finanzlage kaufte Bernard Mahler 1872 das Nachbarhaus Nr. 264 (das jetzige Haus Nr. 6 in der Straße Znojemská). Die kinderreiche Familie Mahler lebte hier nach den durchgeführten Baumaßnahmen seit der Mitte des Jahres 1873 im ersten Obergeschoss. Im Erdgeschoss befand sich ein Ausschank, im Hoftrakt wurden die Schnapsbrennerei, die Lagerräume und ein Stall untergebracht. Der junge Gustav Mahler lebte in diesem Haus bis 1875, als er an das Wiener Konservatorium ging. Nach dem Tod seiner Eltern hat er das Haus 1889 verkauft. Das Haus Nr. 6 dient auch heutzutage als Wohnhaus. Seit 1958 stehen beide Häuser mit erhaltenen Renaissance-Gewölben unter Denkmalschutz.
Das Haus Nr. 4 in der Straße Znojemská wurde nach dem 2. Weltkrieg als deutsches Vermögen enteignet, 1949 fiel es in den Besitz der Stadt und später in den staatlichen Besitz. Von 1953 bis Anfang der 1990er- Jahre befand sich das Haus im Besitz der Firma Moravské kovárny und wurde als Wohnheim genutzt.
Nach dem Wechsel in den städtischen Besitz wurde das Bauobjekt im Laufe der 1990er- Jahre mit Unterstützung des deutsch-tschechischen Vereins Gustav-Mahler-Haus und der Stadt Jihlava renoviert. Ab 2001 wurde es von der Stadtbibliothek betrieben und diente als Ausstellungshaus. 2006 wurde hier die Dauerausstellung „Der junge Gustav Mahler und Iglau“ installiert.
Das Gustav-Mahler-Haus befindet sich Juli 2008 in der Trägerschaft der Stadt Iglau und wurde nach der Sanierung der Ausstellungsräumlichkeiten 2009 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Dauerausstellung veranschaulicht die Jugendjahre von Gustav Mahler sowie das Zusammenleben von Tschechen, Deutschen und Juden in Iglau. Das Haus beherbergt auch eine Kleinausstellung, die dem Bildhauer Jan Koblasa und seiner Arbeit an der Gestaltung des Mahler-Denkmals und des Mahler-Parks in Iglau gewidmet ist. Bestandteil des Hauses sind auch Werke der Gestalterin und Modedesignerin Thea Weltner, die aus Iglau stammte.
An der Hausfassade ist die Gedenkplatte des Bildhauers Milan Knobloch angebracht, die am 19. Juni 1960 anlässlich des 100. Geburtstags von Gustav Mahler enthüllt wurde. Sie erinnert daran, dass der Komponist in den Jahren 1860-1875 in den Häusern Nr. 4 und 6 in der jetzigen Straße Znojemská lebte.